Rehwild Steckbrief


Rehbock im Mais
Rehbock im Wildacker

Das Rehwild (Capreolus capreolus) gehört zur Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla), zur Unterordnung der Wiederkäuer, zur Familie der Hirsche (Cervidae) in die Unterfamilie der Trughirsche (Odocoileinae). Rehkitze sind “Ablieger”, d. h., in den ersten Tagen werden sie von der Alten nur zum Säugen aufgesucht. Sie sind also nicht etwa verlassen worden, die Alte ist immer in der Nähe. Deshalb sollte man Rehkitze nicht berühren. Das Rehwild ist viel kleiner als Rotwild, Damwild oder das Sikawild, und ist bei uns am häufigsten vertreten.


Rehwild Tierstimme:


Rehwild – Zoologische Einteilung


Wissenschaftlicher Name Capreolus capreolus
Ordnung Wiederkäuer (Ruminantia)
Unterordnung Hirsche (Cervidae)
Familie Trughirsche (Capreolinae)
Unterfamilie Capreolini
Gattung Rehe (Capreolus)
Art Reh





Steckbrief Rehwild (Capreolus capreolus)


Lebensalter bis 15 Jahre
Lebensraum Nadel- und Laubwald, auch in großräumigen Agrar Landschaften
Lebensweise Einzelgänger und in Kleingruppen
Gewicht 15-50 kg
Körperlänge Körperlänge 100-140 cm
Nahrung Laub, Knospen, Gras, Früchte, Samen
Paarungszeit / Tragezeit Juli – Aug. / 273–296 Tage
Geburt meist 2
Merkmale hauptsächlich Zweig- und Blattfresser, meist zwei Junge pro Geburt

Beschreibung des Rehwild


Rehbock am Gebüsch
Rehbock am Gebüsch

Das Rehwild ist in ganz Europa, mehr oder weniger stark verbreitet. Die männlichen Rehe werden als Böcke, die weiblichen als Ricken bezeichnet. Im Sommer sind die Tiere braun-rot, im Winter grau-braun. Das Gehörn des Rehbock besteht aus maximal 3 Enden pro Geweihstange. Die maximale Lebenserwartung beträgt 12-15 Jahre, jedoch werden Rehe durchschnittlich nicht älter als 8 Jahre.

Rehe sind Konzentrat Selektierer, was bedeutet, dass sie nicht einfach Grünflächen abäsen, sondern nur bestimmte Kräuter, Gräser, Zwergsträucher und Beeren aufnehmen.
Das Rehwild ist sowohl tag- als auch nachtaktiv, im Winter leben die Tiere zusammen in Gruppen, im Sommer sind sie meist Einzelgänger. Eine Gruppe aus Rehen wird als Sprung bezeichnet. Rehwild ist sehr Standort treu, es ist leicht vorherzusehen, wo sich die Tiere aufhalten. In der Regel ist das Rehwild an den Stellen im Revier, an denen es die meiste Äsung finden kann.

Feind des Rehwilds ist vor allem der Straßenverkehr. Besonders in der Paarungszeit (Blattzeit) kommt es häufig zu tödlichen Zusammenstößen mit Fahrzeugen. Für die neugeborenen Kitze stellen besonders die Mähwerke der Landwirte eine tödliche Gefahr da. Die im hohen Gras liegenden Kitze haben kaum Chancen den Maschinen zu entkommen und sterben so oft bereits wenige Tage nach ihrer Geburt. Aber auch für wildernde Hunde und andere Räuber wie zum Beispiel Füchse sind die Jungen Rehkitze leichte Beute.






Fortpflanzung/Setzzeit:



Rehwild Sprung
Rehwild Sprung

Die Zeit der Fortpflanzung wird beim Rehwild Blattzeit genannt. Sie beginnt Mitte Juli und endet Mitte August.Der Rehbock treibt die Ricke in hohem Tempo durch Felder oder hohe Wiesen im Kreis, wodurch sogenannte Hexenkessel entstehen. Aus diesem Treiben heraus erfolgt dann die Paarung. Kurz nach der Paarung setzt eine Keimruhe der befruchteten Eizelle ein, damit die Setzzeit nicht in die ungünstigen Wintermonate fällt. Erst ab Ende Dezember beginnt die Weiterentwicklung der Eizelle, so dass die Jungen (meist zwei) im Mai/Juni zur Welt kommen.

Die Ricke sucht in den ersten Lebenstagen die Kitze nur zum Säugen auf. Ist sie wieder verschwunden, drücken sich die Kitze lautlos auf den Boden, um sich vor Feinden zu schützen. Sie sind in diesem Alter noch nicht zur Flucht fähig.Aus diesem Grund kommt es häufig bei der Mahd von Wiesen oder Feldern zu tödlichen Verletzungen. Erst im Alter von 2-4 Wochen sind die Kitze fähig, vor ihren Feinden zu flüchten.

 

Zwei Rehkitze
Zwei Rehkitze

Die Paarungszeit des Rehwilds ist Ende Juli bis Anfang August. Diese Zeit wird in der Waidmannsprache als Blattzeit bezeichnet. Grund dafür ist, das man den Rehbock mit dem Pfeifen auf einem Buchenblatt anlocken kann. In der oben genannten Zeit treibt ein Bock die Ricken um sie zu beschlagen (decken). Dabei entstehen durch das Treiben oft sogenannte Hexenringe im Feld.Ricken sind wählerisch was den Bock angeht, so ziehen diese während der Blattzeit des öfteren in die Reviere anderer Böcke um sich beschlagen zu lassen. Die Ricken bringen ihren Nachwuchs meist im Mai zur Welt, es sind 1-3 Kitze.

Nach 4 Wochen flüchten Kitze bei Störungen und nach einem Jahr werden sie Geschlechtsreif. Die Kitze halten sich bis zum nächsten Setztermin des Muttertieres beim Muttertier auf. Ab dem1. April des Folgejahres werden die männlichen Kitze als Jährling und die weiblichen Kitze als Schmalrehe bezeichnet. Nach einem weiteren Jahr werden sie zu Böcken und Ricken.


Geweih oder Gehörn?


liegender Rehbock
liegender Rehbock

Das Gehörn des Rehwildes wird entweder als Spießer, Gabler oder Sechser bezeichnet.
Spießer: zwei Einfache Stangen, ohne weitere Sprosse Gabler: einfache Stangen, mit einer zusätzlichen Sprosse an jeder Seite Sechser: Stangen, mit zwei zusätzlichen Sprossen auf jeder Seite
Es kann auch vorkommen, dass die beiden Stangen nicht identisch sind, also beispielsweise eine Sechserstange und eine Gablerstange. Dann spricht man von einem ungeraden Sechser.

Ebenfalls gibt es abnorme Gehörne, nämlich Perückenbock und Pendelstange. Ein Perückengehört ist auf eine Hormonstörung zurück zu führen. Perückengehörne werden weder verfegt (abkratzen des Bastes) noch abgeworfen. Bei einer Pendelstange wächst eine Stange nicht normal nach oben, sondern in eine andere Richtung. Das passiert, wenn es während des Schiebens im Bast ein Verletzung geben hat. Die Bildung des Gehörns hat nichts mit dem Alter des Bockes zu tun.






Gehörnbildung des Rehbock:



Rehbock Rehe
Rehbock

Das Geweih wird bei Rehböcken auch als Gehörn bezeichnet. Das Bockkitz (männliches Kitz) schiebt schon im ersten Lebensjahr ein kleines Gehörn. Dies sind meistens kleine Knöpfe oder Spieße (ohne Rosen), die im Januar oder Februar wieder abgeworfen werden.

Anschließend schiebt der nahezu einjährige Bock sein Erstlingsgehörn, das ebenfalls aus Spießen (nun mit Rosen) oder häufig aus Gabeln besteht. Dieses Gehörn wird im Nov./Dez. wieder abgeworfen, um anschließend ein neues, jetzt aber Sechser-Gehörn zu bilden. Es besteht aus drei Enden an jeder Stange und ist die Endstufe im normalen Aufbau des Rehgehörns.

Nur selten entwickeln sich Achter- oder gar Zehner-Gehörne, die meist aus einer Verletzung der Bastschicht resultieren. Das Gehörn kann nicht als alleiniger Maßstab zur Altersschätzung herangezogen werden. Während der Bock sein Geweih trägt, fällt es leicht, den Bock von der Ricke zu unterscheiden, doch wie unterscheidet man eine Ricke vom Bock, nachdem der Bock sein Gehörn abgeworfen hat? Beim Nässen und an der Form des Spiegels kann erkannt werden, um was es sich handelt.

Der Spiegel (das auffällige weiße Hinterteil des Rehwildes) ist bei den männlichen Rehen nierenförmig und bei den Ricken herzförmig. Rehwild kann und sollte vielseitig bejagt werden, um den Wald zu schützen. Entweder vom Ansitz oder auf der Pirsch, oder im Sommer mit der Blattjagd. Rehwild wird auch auf Gesellschaftsjagden bejagt, was allerdings sehr umstritten ist, da nur wenig Zeit bleibt um das Stück an zu sprechen.

Merke: Alter Bock fegt früh,  junger Bock fegt spät


Brunftig werden der Ricken


Rehbock im WInter
Rehbock im Winter

Meist werden zuerst die körperlich stärksten Schmalrehe brunftig und zeigen die entsprechenden Merkmale. Ricken, die gesetzt haben, werden erst später brunftig. Das hat mit dem Setztermin zu tun: der Follikelsprung findet ziemlich genau 65 bis 69 Tage nach dem Geburtstag der Kitze statt. Deshalb scheint der Beginn der Brunft nicht so sehr vom aktuellen Wetter abzuhängen als vielmehr vom Setztermin. Der kann aber durch einen langen Winter oder früh einsetzendes Frühjahr beeinflusst werden. Auch ein weiterer Faktor soll sich auf den Brunft-Beginn auswirken: die Tageslänge. Sie soll bei ziemlich genau 15 Stunden und 45 Minuten liegen, genetisch fixiert sein und für eine Art „Brunftsynchronisation“ sorgen.

Auch Höhen und geographische Lage beeinflussen die Brunft: Während im Flachland die Hauptbrunft zwischen dem 20. Juli und dem 15. August abläuft, verschiebt sie sich bei zunehmender Höhenlage und weiter gen Osten nach hinten. So brunften etwa Rehe im Ural erst Mitte August bis Mitte September. Eine Ricke ist drei bis vier Tage brunftig.

Offenbar scheinen Böcke schon eine geraume Zeit vor der Brunft zu wissen, an welche Stücke sie sich zu halten haben; denn besonders häufig vergesellschaften sie sich schon relativ früh mit Schmalrehen, die ja meist als erste brunftig werden.Böcke, die nicht unmittelbar mit Ricken zusammenstehen oder die nicht von weiblichen Stücken aufgesucht werden, verfolgen ähnlich wie ein Schweißhund mit tiefer Nase die Fährte einer brunftigen Ricke. Und dabei wird, je nach Bestand und Revierstruktur, das ursprüngliche Territorium deutlich erweitert. Berühren Böcke dabei die Reviere anderer, so kann es bei gleicher Stärke unter Umständen zu heftigen Auseinandersetzungen kommen.






Das Treiben des Rehwild


Rehe am Kornfeld
Rehe am Kornfeld

Bei Annäherung des Bockes flüchtet in der Regel das weibliche Stück, so dass es zu einer Hetzjagd kommt, dem bekannten Treiben. Dieses Treiben kann unter Umständen über mehrere Kilometer gehen, und es wird oft von dem recht lauten Keuchen des Bockes begleitet. Bei einem Halt bewindet meist der Rehbock ausgiebig den Schürzenbereich der Ricke, worauf oft das Treiben, jetzt in immer enger werdenden Kreisen, fortgesetzt wird. Die Spuren dieses kreisförmigen Treibens in der Bodenvegetation sind die bekannten Hexenringe.

Irgendwann flüchtet die Ricke nicht mehr, der Bock reitet auf, und es kommt zu einem sehr kurzen Beschlag. Allerdings kann er bis zu 20 Mal wiederholt werden. Der Bock ist danach sehr stark mitgenommen und ruht häufig erschöpft im Gras, während die Ricke ruhig daneben äst.

Weibliche Stücke, die Kitze führen, schlagen sie zwar während des unmittelbaren Brunft-Betriebes manchmal ab, verlieren aber auch während heftigen Treibens in der Regel nie ganz den Kontakt zu diesen. Nachdem die Ricke beschlagen ist und ihre Brunft abklingt, wendet sie sich aber wieder intensiver den Kitzen zu, während der Bock nach weiteren brunftigen Stücken sucht.

Auch Jährlingsböcke sind durchaus in der Lage, Ricken erfolgreich zu beschlagen – obwohl sie dabei unheimlich an körperlicher Kraft verlieren. Aber auch bei den älteren territorialen Böcken kann es bei ungünstigem Geschlechterverhältnis zu außerordentlichen körperlichen Beanspruchungen kommen, die unter Umständen in der kurzen Zeit im Herbst nicht wieder aufgeholt werden können. Von diesen Böcken dürfen im Folgejahr keine Wunderdinge in Sachen Wildbret und Gehörn erwartet werden. Auch diese Tatsachen sprechen wieder einmal für eine intensive Bejagung des weiblichen Rehwildes.


Rehwild im Bundesjagdgesetz


Jagdzeit

  • Kitze: 1. September – 28. Februar
  • Schmalrehe: 1. Mai – 30.Januar
  • Ricken: 1. September – 30. Januar
  • Böcke: 1. Mai – 15. Oktober

Es können sich Abweichungen zu den jeweiligen Ländern ergeben.


Merkmale des Rehwild:


Rehwild am Waldrand
Rehwild am Waldrand
  • Wechselt Haarkleid zweimal jährlich
  • Junge Stücke färben früher (Mai und September), ältere Stücke später (Juni und Oktober)
  • Färbung Sommer = gelblichrot bis rotbraun, Spiegel schwach abgezeichnet
  • Färbung Winter = grau bis graubraun; Spiegel weiß
  • Schlechtes oder verspätetes oder lang anhaltendes Verfärben sind Anhaltspunkte für eine schlechte Verfassung
  • Wiederkäuergebiss (Aufbau wie Rotwild)
  • Frisch gesetztes Kitz hat bereits komplettes Milchgebiss
  • Dauergebiss nach 13 bis 15 Monaten
  • Dritter vordere Backenzahn im Milchgebiss dreiteilig, im Dauergebiss zweiteilig
  • Unterkiefer beim Bock mit ausgeprägter Furche nach unten, bei der Geis mehr nach hinten
  • Gut entwickelter Geruchssinn, Gesichtssinn mäßig, Gehör gut
  • Gezählt wird das Ende der endenreichsten Stange und die Anzahl verdoppelt (daher gibt es gerade und ungerade)
  • Erstlingsgehörn schiebt August bis September die Rosenstöcke, darauf wächst das Erstlingsgehörn (knopfartig); erkennbar am Fehlen der Rosen
  • Erstes Folgegehörn, Jährling, Spießer, Rosenbildung
  • Einlingsbock fegt Mai bis Juni, Jährlingsböcke spät im Juni, ältere Böcke früh ab März
  • Junge Böcke werfen ab Dezember (spät), ältere ab Oktober (früh)
  • Fiepen = Lockruf
  • Schrecken = Laut bei Beruhigung
  • Klagen = Laut bei Schmerz
  • Blattzeit = Brunftzeit beim Rehwild (Juli / August – 3-4 Wochen)
  • Tragezeit 42 Wochen; Eiruhe=Embrionalruhe, ca. 18 Wochen bis Ende Dezember
  • Säugt 6 – 7 Monat





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Video zum Rehwild



Bildquellen: Rehbock am Gebüsch – Huber  / pixelio.de, Rehwild Sprung – moorhenne  / pixelio.de, Zwei Rehkitze – Jürgen Treiber  / pixelio.de, liegender Rehbock – Meinhard Siegmundt  / pixelio.de, Rehbock – Huber  / pixelio.de, Rehbock im Winter – Paulwip  / pixelio.de, Rehe am Kornfeld – uschi dreiucker  / pixelio.de, Rehwild am Waldrand – Adolf Riess  / pixelio.de





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