Gams Steckbrief


Gemse - Gämse - Gamswild
Die Gams

Die Gams (Rupicapra Rupicapra) gehört zum Haarwild und zu den Hornträgern. Beide Geschlechter haben sogenannte Kruken auf ihrem Haupt (Kopf), wobei die männlichen meist das Kapitalere Gehörn haben. Während der Paarungszeit liefern sich Böcke erbitterte Kämpfe um die Weibchen. Die Paarung erfolgt im November. Die Geiß bringt im nächsten Frühsommer ein Kitz zur Welt, das erst nach drei Jahren ausgewachsen ist. Gämse sind bei uns hauptsächlich in den Alpen vor. Teilweise kommt das Gamswild auch in anderen Gebirgesregionen vor. Weibchen und Jungtiere leben in einem Herdenverband, während Böcke einzelgängerisch leben und erst im Spätsommer die Herde aufsuchen.


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Gams – Zoologische Einteilung


Wissenschaftlicher Name RUPICAPRA RUPICAPRA
Ordnung PAARHUFER (ARTIODACTYLA)
Unterordnung WIEDERKÄUER (RUMINANTIA)
Familie HORNTRÄGER (BOVIDAE)
Unterfamilie ZIEGENARTIGE (CAPRINAE)
Gattung GÄMSEN (RUPICAPRA)
Art GÄMSE





Gams – Der Steckbrief


Lebensalter 15-20 JAHRE
Lebensraum OBERHALB DER BAUMGRENZEN
Lebensweise RUDELTIERE
Gewicht 30 – 50 KG
Körperlänge 110 – 130 CM
Nahrung GRÄSER, KRÄUTER, FLECHTEN, MOOS, KNOSPEN UND TRIEBE
Paarungszeit / Tragezeit BRUNFT – NOV. – DEZ. / 26 Wochen Mai/Juni 1 Kitz

Beschreibung des Gamswild


Gämse sind Kletterkünstler
Gämse sind Kletterkünstler

Die ziegenähnlichen Gemse tragen kleine, aufrecht stehende Hörner, deren Spitzen hakenförmig umgebogen sind. Diese “Krucken” sind beim Gams-Bock stärker als bei der Geiß. Ein Unterschied zu den Geweihen der Hirschartigen bestehen die Hörner bei Gemsen aus einer Hornscheide, die einem Knochenzapfen aufgesetzt ist. Ein Geweih ist eine Knochenbildung ohne Hornscheide. So werfen Hornträger ihren Kopfschmuck nicht ab, im Gegensatz zu den Geweihträgern. Die Hörner wachsen ein Leben lang weiter und so ist es möglich anhand der jährlichen Zuwachsringe ein ungefähre Altersschätzung durchzuführen. Meist werden die Krucken bis zu 25cm groß.

Im Gegensatz zum Rotwild hat das Gamswild keine Tränengruben, sondern eine Brunftfeige. Dies drüsenartige Organ ist hintern den Hörnern in einer Höhlung. In der Brunftzeit gibt es ein schmieriges, stark riechendes Sekret ab.


Körperbau des Gamswild


Gamswild in Deutschland
Gamswild in Deutschland

Die 30 – 50kg schweren und bis 130cm langen Gemse/Gams tragen im Sommer ein rötlich-hellbraunes Fell, unterseitig ist es hell-rotgelb. Auf der Rückenmitte verläuft ein dunkler Strich, er wird auch Aalstrich genannt. Im Winter dagegen ist die Fellfarbe oben dunkelbraun oder braun-schwarz, am Bauch weiß und allgemein länger. Die schwarz-weiße Gesichtszeichnung hebt sich deutlich hervor. Oft wird bei Jägern von einem “Gamsbart” gesprochen, dies sind lange borstige Rückenhaare.

Das Alarmsignal der Gemse ist ein rauhes Pfeifen, das man vor allem bei “Waldgemsen” oft hören kann. Der eigentlich Lebensraum ist das Hochgebirge oberhalb der Baumgrenze. Im Winter jedoch kommt die Gams in die Wälder herunter und leben heute sogar teilweise auch den Sommer über in tieferen Ebenen. Die Gams ist ein ausgesprochener gute Kletterkünstler und verfügen über eine übernormal große Lunge. Gemse sind überwiegend tagaktiv und leben meist in Rudeln, bis auf ältere Böcke, die werden auch oft als zu Einzelgängern.

An sonnigen Tagen nehmen sie gern ein Schneebad oder rutschen auf steilen Schneefeldern bergab. Werden die Tiere zu oft gestört, suchen sie sich ruhige Plätze, die von anderen nur schwer erreicht werden können.






Die Brunft und Fortpflanzung


Gams Kruken
Gams Kruken

Die Brunftzeit der Gams läuft im November und Dezember ab. Der Platzbock, der in der Brunftzeit zum Geißenrudel steht, beherrscht dieses. Nähert sich ein anderer Gams-Bock diesem Rudel, so vertreibt er ihn oft durch eine halsbrecherische Verfolgungsjagd über weite Strecken. Der Gamsbock treibt blädernd und öfters nässend die brunftige Geiß und beschlägt sie. Die Gamsgeiß geht ca. 26 Wochen beschlagen und setzt ihr Kitz (meist nur eines) Ende Mai bis Mitte Juni.  Zum Setzen verläßt die Geiß das Rudel und kehrt erst nach einigen Tagen wieder mit dem Kitz zu den anderen Gämsen zurück.

Da das Gamswild nur verhältnismäßig wenig Nachwuchs zur Welt bringt muss die Bejagung daher vorsichter als beim Rehwild erfolgen. Um das Geschlechterverhältnis ausgewogen zu halten, sollte mehr weibliches Wild erlegt werden. Die Lebenserwartung liegt bei ca. 15-20 Jahren.

Sie nutzen die frühen Morgen- und Vormittags- sowie die Abendstunden zur Nahrungsaufnahme. Als Nahrung nimmt das Gamswild Gräser, Kräuter, Flechten, Moose und im Winter Knospen und Triebe von Sträuchern, Laub und Nadelbäumen auf. Von einer Winterfütterung sollte man beim Gamswild absehen. Im Wald sind die Gämsen unerwünscht, da sie Forstpflanzen und Jungbäume verbeißen.


Jagd und Feinde der Gämse


Gamsbart am Hut
Gamsbart am Hut

Die größten Gefahren für die Gams sind herabfallende Steinbrocken und Schneelawinen, aber auch Futtermangel im Winter und Luchs, Wolf, Bär, Steinadler. Seuchen wie Gamsblindheit und Räude sind für eine hohe Krankheitsrate verantwortlich.

Die Hege des Gamswild sollte gut durchdacht erfolgen. Ein Geschlechterverhältnis von 1:1 sollte angestrebt werden. Die Zuwachsrate beträgt beim Gamswild ca. 50 % der Geißen des Frühjahrstandes. Der Jäger soll stärker in die Jugendklasse (III) eingreifen. Die Mittelklasse sollte möglichst geschont werden, diese sollte ca. 60 % des Bestandes betragen.

Die Gamslosung ist Ziegenähnlich, dunkelbraun bis schwarze Zäpchen lassen sich als Nachweis für Gamswild finden. Außerdem äugen und winden sie sehr gut.

Hoch geschätzt wird das wohlschmeckende Wildbret der Gams. Außerdem wird das Fell der Gams zu Leder, sowie die Hörner als Stockgriffe und die borstigen Haare auf dem Wiederrist zum Gamsbart verarbeitet. Im Magen können sogenannte Gämskugeln gefunden werden.

Gämse im Bundesjagdgesetzt

Jagdzeit: 1.Aug. – 15.Dez.






Alters – und Geschlechtsunterschiede


Wir machen einen Unterschied zwischen Altersbestimmung und Altersschätzung: Altersbestimmung heißt, das Alter aufs Jahr genau zu ermitteln. Altersschätzung beschränkt sich auf die Aufgabe des ungefähren Alters.  Die Gesichtsschädel des Jungwildes ist kurz und streckt sicher erst mit den Jahren. Deshalb ist der Kopf von Gamsjahrlingen kürzer als beim erwachsenen Wild. Jungwild ist leicht gebaut und schlank. Im Rudel haben Jungtiere nie eine führende Position. Beim richtigen Ansprechen einer Gams müssen Aussehen, Verhalten, Körperbau und Gamskrucke mit einbezogen werden. Das sicherste Merkmal (Bock oder Gais) ist, wenn sie die Gams beim „nässen beobachten können.

Die Geschlechter kann man an der Krümmung der Schläuche erkennen, jedoch kann dies nicht immer einwandfrei behauptet werden, so gibt es bockgehakelte Geißen und geißgehakelte Böcke. Das Alter am erlegten Gamswild kann man an den Jahresringen abzählen. Diese entstehen durch den jährlichen tütenartigen Hornzuwachs. Die scharfe Abgrenzung der Gesichtsmaske und der schlanke Körperbau sind ein Zeichen für eine jüngere Gams.  Die Zügel werden, je älter die Gams ist, umso verwaschener gegenüber dem hellen Haupt. Der Körper wirkt kantig und die Läufe wirken kürzer. Der Widerrist tritt stärker hervor, der Spiegel wird kleiner, der Träger wirkt kürzer und stärker.

Auch Knochen können Hinweise auf das Alter geben.  Das Gamskitz, bildet auf den Stirnzapfen bis zum Herbst keine hörnerne Haken. Die horntragenden Tiere besitzen ihre auf Knochenzapfen sitzende, aus Hornsubstanz bestehende Trophäe ihr Leben lang. Wie bei allen horntragenden Wildarten trägt auch die Gamsgeiß eine Krücke.  Sie ist allerdings etwas dünner und oben nicht so stark nach hinten unten gekrümmt (gehakelt) als die des Bockes. Der Schlauchquerschnitt ist beim Bock eher kreisrund und bei der Geiß ist dieser eher oval. Die Schläuche wachsen jährlich tütenartig ineinander und sitzen auf verknöcherten Stirnzapfen.


Buchtipp zum Gamwild


Gamsbuch für Jäger und Profis
Das Gamsbuch

Das Gamsbuch: Für Einsteiger und Profis

Ein neues, Praxisbuch, das alle wichtigen Aspekte des Gamswildes in Bejagung und Habitat anspricht. Wer Gams näher kennen lernen möchte, findet von einer Übersicht der heutigen Gamsvorkommen bis zum „Who is Who“ in der Gamsgesellschaft alles Wissenswerte. So werden auch die verschiedenen Alters- und Sozialklassen vorgestellt: Zum Ansprechen in der Praxis und zum Verständnis ihres jeweiligen Verhaltens und ihrer Funktion im gesamten Bestand.

Luca Corlatti promoviert über die Populationsdynamik und die Habitatnutzung von Gamswild im Alpenraum und ist seit 2008 am Forschungsinstitut für Wildtierkunde der Universität für Bodenkultur in Wien beschäftigt. Dr. Christine Miller ist wissenschaftliche Assistentin am Lehrbereich Wildbiologie der Universität München sowie Referentin und Mitglied der Prüfungsausschüsse für Berufsjäger in Südtirol. Beide Autoren haben mehrere Fachartikel zum Thema Gams publiziert und gehören zum Mitarbeiterstab der Zeitschrift „Die Pirsch“.


Gämse Buchtipp


Gamsfibel für Jäger und Naturfreunde
Die Gamsfibel

Gamswild-Ansprechfibel

Wie kommt es, dass der Gams unter Jägern seit jeher einen besonders hohen Stellenwert genießt? Dass der wippende Gamsbart am Hut und die schlichten schwarzen Krucken an der Hüttenwand oft stolzer prangen als das ausladende Hirschgeweih oder die reich geperlte Rehkrone? Die Antwort ist einfach: Auf Gams zu jagen, bedeutet mehr, als nur Beute zu machen. Es bedeutet für den Jäger, auf allen Ebenen gefordert zu sein: Der Gamsjäger muss körperlich fit sein, um dem Gams hoch oben in den atemberaubenden und mitunter brutalen Bergen folgen zu können. Der Gamsjäger muss opferbereit sein, will er bei Kälte und Wind die Fährte nicht verlieren.

Und der Gamsjäger muss zuletzt auch Erfahrung, Intuition und Wissen mitbringen, will er mit Wildbret und Krucke im Rucksack wieder ins Tal steigen. Kurz: Wer auf Gams jagt, muss dies immer mit ganzem Herzen und ganzer Kraft tun. Das Herz und die Kraft muss jeder Jäger bei sich selbst finden. Und Erfahrung und Intuition kommen erst über die Jahre. Das Wissen aber, wie sich das Kitz vom Jährling, der Halbstarke vom reifen Bock und die junge von der alten Gais unterscheiden, ist in dieser Ansprechfibel zusammengefasst. Kurz und bündig, um dem Gams ohne Ballast und mit leichtem Fuß in die Berge folgen zu können …


Buchtipp zu den Gemsen


Video zum Gamswild



Bildquellen: Die Gams – Hartmut910  / pixelio.de, Gämse sind Kletterkünstler – Kurt GUTTERNIGG  / pixelio.de, Gamswild in Deutschland – berggeist007  / pixelio.de, Gams Kruken – Rudolpho Duba  / pixelio.de, Gamsbart am Hut – RainerSturm  / pixelio.de





 

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